Journalähnliche Bücher, buchförmige Journale

Workshop mit Luisa Calè (London), Christine Haug (München), Thomas Klaus Jacob (Berlin), Olaf Müller (Marburg), Madleen Podewski (Berlin), Angelika Zirker (Tübingen)

26.-27. April 2018 | Ruhr-Universität Bochum

Veranstaltet von den Teilprojekten 3 und 4 der DFG-Forschergruppe 2288 »Journalliteratur: Formatbedingungen, visuelles Design, Rezeptionskulturen«

Ein Stapel gleichmäßig bedruckter, einheitlich beschnittener und gebundener Papierbögen liegt vor uns, gepresst zwischen zwei Einbanddeckel – offensichtlich ein Buch. Bei genauerem Hin(ein)sehen aber nimmt sich der Fall womöglich komplizierter aus: wenn sich etwa auf dem Rücken des buchförmigen Objekts ein Schildchen mit einer Nummer befindet, das die Zugehörigkeit zu einer Reihe anzeigt; oder wenn im Inneren Paginierung und/oder Bogensignaturen von einer früheren, ungebundenen Journalexistenz zeugen; oder wenn dem Buchblock beigebundene Lieferungsumschläge und/oder Werbeblätter einem ‚eigentlich‘ der Vergangenheit angehörigen journalähnlichen Erscheinungsprozess dauerhafte Präsenz verleihen. Haben wir es hier noch/schon mit Büchern, oder schon/noch mit Journalen zu tun? Derart fragwürdige Feststellungen möchten wir mit dem Workshop Journalähnliche Bücher, buchförmige Journale suspendieren – um uns in Vorträgen sowie im Rahmen zweier ‚Materialstunden‘ (in denen wir an zeitgenössischen Exemplaren Beobachtungen anstellen und Befunde diskutieren) der formenreichen, spannungsvollen Dynamik von Zwitterform(at)en zu widmen, die sich zwischen den Polen Journal und Buch bewegen.

Die Untersuchung der Produktivität derartiger medienformatbezogener Hybridität führt beispielsweise zu folgenden Fragestellungen: Positionieren sich Printobjekte durch ihre visuelle/materiale Erscheinung als Medienformatzwitter? Inwieweit sind marktökonomische Faktoren an der Hervorbringung von Zwitterform(at)en (z.B. dem Taschenbuch) beteiligt? Bilden derartige Zwitterformate medienformatspezifische Text- oder Gestaltungsformen aus, die ihrem Hybridcharakter Rechnung tragen? Welche regional/national spezifischen (interagierenden) Zwitterformen/formate sind auszumachen? Weisen Journale Tendenzen auf, kohärenter, geschlossener, also buchförmig auftreten zu wollen? Erscheinen umgekehrt journalartige Züge Büchern eingeschrieben?

Veranstaltungsort

Räume der FOR 2288 (4. OG)
Tagungsraum 4.22
Universitätsstraße 105
44789 Bochum

Programm (Programmflyer als PDF)

Donnerstag, 26.04.18

15:15-16:00 Luisa Calè (London): Against the Ephermal Dynamics of Periodical Illustration: From the Cornhill Magazine to the Cornhill Gallery 
16:00-16:45 Thomas Klaus Jacob (Berlin): Der historische Verlagseinband, seine frühen Formen und Etablierung in der Buchproduktion [The history of the publishers’ binding: its early forms and place in book production]
Kaffeepause
17:15-18:15 Materialstunde I – Mirela Husić & Nicola Kaminski (Bochum): Variierende Einbände, wechselnde typographische Dispositive und Formate: die serielle Mannigfaltigkeit des Taschenbuchs [Variations of binding, changes of layout andformat: the Taschenbuch’s serial diversity]
18:15-19:00 Andreas Beck (Bochum): Die kleinen Leiden illustrierter Lieferungswerke und das Pfennig-Magazin. Ein Bündnis zwischen Leipziger Verlegern und illustrierten Medienformaten [The little miseries of illustrated books published in instalments and the Pfennig-Magazin: an alliance between Leipzig editors and illustrated media formats]
ab 20:00 Gemeinsames Abendessen

Freitag, 27.04.18

10:00-10:45 Angelika Zirker (Tübingen): Writing in Instalments: Charles Dickens’s Martin Chuzzlewit (1843–44) [Schreiben im 32-Seiten-Takt: Charles Dickens’ Martin Chuzzlewit]
10:45-11:45 Materialstunde II – Vincent Fröhlich & Jens Ruchatz (Marburg): Sportliche Dramen: Genrebetrachtungen anhand der Sporting and Dramatic News [Sporty dramas: Genre reflections based on The Sporting and Dramatic News]
Kaffeepause
12:30-13:15 Volker Mergentaler (Marburg): „und ich kann jetzt … hinzusetzen“. Wie Heinrich Claurens Mimili-Erzählung Buch für Buch zum Buch geworden ist [“and meanwhile … I might add”. How Heinrich Clauren’s Mimili narrative book by book became a book]