Ornamentale Konstellationen: zur Ästhetik von Literaturmagazinen im Raum moderner Massenmedien (1880 bis 1930) (TP 1)

Zusammenfassung

Auf der Basis der in der ersten Projektphase erarbeiteten Ergebnisse zum Zusammenhang der Serialität und Miszellaneität periodischer Formate mit den narrativen Formen des Romans im 19. Jahrhunderts wird das Teilprojekt in der zweiten Phase verfolgen, auf welche Weise sich dieser Zusammenhang an der Wende zum 20. Jahrhundert im Rahmen der Entstehung programmatischer Zeitschriften für die verschiedenen Strömungen der literarischen Moderne einerseits und des Aufkommens der neuen Massenmedien Kino und Rundfunk andererseits zu verschieben und auf eine zunehmende Ästhetisierung und Literarisierung der fraglichen neuen Periodika selbst hin zu bewegen beginnt. Dienten Zeitschriften bis in die 1880er Jahre hinein als ein Erstpublikationsorgan für fiktionale Erzähltexte, die die generische und diskursive Heterogenität der jeweiligen generischen oder spezifischen Formate strukturell wie thematisch aufgreifen und hinsichtlich des Wechselspiels ›zentrifugaler‹ und ›zentripetaler‹ Elemente reflektieren, so soll nun verfolgt werden, wie Periodika sowohl hinsichtlich der in ihnen abgedruckten Texte als auch bezüglich deren typographischer Anordnung und Layout mit einem ästhetischen Anspruch eigenen Rechts auftreten. Das betrifft historisch zunächst diejenigen »kleinen Magazine «, die sich, beginnend mit den naturalistischen und ästhetizistischen Strömungen, als programmatische Organe positionieren, und setzt sich im Kontext des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit in generischen Formaten fort, die in weiterem Sinn als Literatur- und Kulturzeitschriften auftreten, dabei aber nicht mehr auf die Veröffentlichung von literarischen Texten in Fortsetzungslieferungen setzen, sondern auf die Montage ›kleiner Formen‹, durch die die einzelnen Zeitschriftennummern sowohl inhaltlich als auch visuell eine eigene Werkästhetik erproben.

Als analytische Schlüsselkategorie wird das Teilprojekt hierzu das in der Architektur-, Literatur- und Kulturtheorie der Zeit kontrovers diskutierte Konzept des Ornaments heranziehen und die Wechselwirkungen zwischen Ornamentdebatten in Zeitschriften mit deren eigener ornamentaler Gestaltung – hinsichtlich der sprachlichen Gestaltung des einzelnen Schrifttextes, der Konstellation oder Montage verschiedener Texte bzw. von Schriftbeiträgen und Bildern oder Anzeigen sowie Elementen der Typographie und des Layouts – verfolgen.

Erforscht werden soll, auf welche Weise die untersuchten Zeitschriften die Spannung zwischen einem ästhetizistischen Verständnis des Ornamentalen und massen- bzw. populärkulturellen Beobachtungen visueller Schematisierungen verhandeln und dabei auch nachzuvollziehen erlauben, wie sich Literaturzeitschriften innerhalb des Verbunds der neuen audiovisuellen Massenmedien zu Beginn des 20. Jahrhunderts positionieren.