Film sehen zwischen Zeilen: Remediatisierung und Ästhetik der Filmzeitschrift (TP 8)

Zusammenfassung

Teilprojekt 8 erforscht Medienbeziehungen in illustrierten Filmzeitschriften. Was wird als Foto und als Film verstanden, wenn man sich diesen Medien aus der Sicht der Zeitschrift nähert? Und umgekehrt: Wie profiliert und positioniert sich das Medium der illustrierten Zeitschrift in Bezug zu diesen Medien?

Bisher wurden illustrierte Filmzeitschriften überwiegend als sekundäre Objekte in die Forschung miteinbezogen ‒ im Vordergrund standen journalistische, politische oder historische Gesichtspunkte. TP 8 hingegen stellt die visuelle Gestaltung und Medialität der illustrierten Filmzeitschrift in den Vordergrund. Die Trias aus Fotografie, Film und Zeitschrift ermöglicht dabei, über Medien nachzudenken, um jeweils von einem oder zweien der Medien aus das dritte in den Blick zu nehmen. So gilt es zu beobachten, wie Fotografien in Filmzeitschriften aneinandergefügt und serialisiert werden. Auf welche Weise wird dabei die Bewegung des Films in eine zeitschriftenspezifische temporale Ordnung mittels der Fotografie transformiert? Wie eine Entgrenzung der Zeitschrift stattfindet, soll auch dadurch betrachtet werden, dass Filmzeitschriften innerhalb unterschiedlicher Medienverbünde anderer Printveröffentlichungen untersucht werden (Plakate, Sammelbares, weitere Periodika etc.). Wie werden Special-Interest-Zeitschriften und ihre Themen auch visuell hergestellt in Konkurrenz, in Absetzung, aber auch in Begleitung anderer (Print-)Medien?

Weiterhin treffen in illustrierten Filmzeitschriften verschiedene Medienlogiken zusammen. Während der Film durch die Entfaltung im Jetzt, Flüchtigkeit in der Rezeption und als vollständiges Werk charakterisiert ist, wird das Foto als Hinweis auf Vergangenes, als dauerhaftes Medium und als Fragment verstanden. Fotos zu Filmen hingegen verweisen sowohl vor als auch zurück und sind eingebettet in einen schriftlichen, bildlichen und strukturellen Zusammenhang: Sie referieren auf den Film, der vom Leser noch zu rezipieren ist oder nie anders als über diese Fotografien gesehen werden wird, und/oder sie verweisen zurück auf ein Filmerlebnis, das bereits stattgefunden hat. Darüber hinaus sind Fotos in der Filmzeitschrift nicht isoliert vorzufinden, sondern treten neben anderen Elementen und Beiträgen auf den Seiten in Erscheinung. Dieser außergewöhnlichen Einbindung von Fotografien, die auf den Film verweisen und zugleich Teil der Zeitschrift als Fläche der Sichtbarmachung sind, geht TP 8 nach.

Betrachtet wird dabei auch, wie sich die mit den drei im Fokus stehenden Medien zusammenhängenden Technologien verändern. Für eine Untersuchung der Filmzeitschrift ist essentiell, mit welcher Bildreproduktionstechnik Fotografien abgedruckt wurden, wie sich die Druckverfahren illustrierter Filmzeitschriften über die Zeit änderten und inwiefern dies auch mit Layoutwechseln einherging. In Bezug auf die Fotografie ist von zentraler Bedeutung, dass die Fotografien in illustrierten Filmzeitschriften meist Filmstills waren, also Fotografien von nachgestellten Szenen, die ein extra Still-Fotograf angefertigt hatte, und keine Bilder (Filmframes) aus dem jeweiligen Film. Der Film wiederum machte in der beobachteten Zeitspanne ebenfalls zahlreiche technische Entwicklungen durch, auf die die illustrierte Zeitschrift auch in ihrem Layout reagierte. Das Untersuchungskorpus besteht aus deutschen und US-amerikanischen illustrierten Zeitschriften von den Anfängen bis in die 1970er Jahre. Die technischen Veränderungen aller drei Medien geben Querschnitte vor, die in den historischen Längsschnitt eingebaut werden. Ziel des Teilprojekts ist eine erste Annäherung an die Visualität und Medialität der illustrierten Filmzeitschrift.

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