Das siebte Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Christian A. Bachmann: Pleno Titulo. Das Wiener Satirejournal Kikeriki (1861–1933) im Spiegel seiner Titelköpfe. (ISBN 978-3-86525-827-4 )
Klappentext
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der Kikeriki eines der auflagenstärksten Satireblätter Wiens. Von 1861 bis 1874 verwendet das Journal 16 verschiedene Titelköpfe und hebt sich damit merklich von der Konkurrenz ab. Setzt diese auf Kontinuität und Wiedererkennbarkeit, nutzt der Kikeriki den Titelkopf als Bühne für das Publikations-Maskottchen. Hier präsentiert es sich und seine Intentionen – mithin die der Redaktion, allen voran jene des Gründers O.F. Berg (d.i. Ottokar Franz Ebersberg), der als Bühnenautor und langjähriger Journalherausgeber mit lauter Stimme am Wiener Kultur- und Politikdiskurs teilnimmt. Der Kikeriki dient ihm als Sprachrohr, die Titelfigur als Schauspieler und Alter Ego. Die kommunikative und ästhetische Funktion der Bilder geht dabei weit über eine bloße Rahmung hinaus.
Erstmals werden hier die 25 zwischen 1861 und 1933 verwendeten Titelköpfe des Kikeriki philologisch erfasst, einzeln beschrieben, kommentiert und im Vergleich mit Konkurrenzjournalen im kulturhistorischen Kontext verortet. Sie erscheinen als Capriccios mit eigenem ästhetischem Wert, eingebettet in eine sich wandelnde Selbstdarstellungsstrategie des Journals. Den Titelköpfen des Kikeriki-Anzeigers ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Seine häufigen Titelkopfwechsel machen den Kikeriki zu einem journalmedialen Ausnahmefall, der besondere Aufmerksamkeit rechtfertigt. Gleichzeitig versteht sich das vorliegende Heft auch als Einladung zur Titelkopfphilologie.
Das sechste Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Nicola Kaminski: »O ja. Entscheiden. Seht doch…«: Der »zerbrochne Krug« als Fall der Textkritik. (ISBN 978-3-86525-738-3 )
Klappentext
Kleists Zerbrochner Krug, wie er Anfang 1811 in autorisierter Buchausgabe erscheint, konfrontiert den Leser nach 144 Seiten Text mit einem sperrigen Befund: das Lustspiel endet auf der verso-Seite mit einem »Letzte[n] Auftritt« und dem Wort »Ende«, und es endet, auf der gegenüberliegenden recto-Seite, nicht, sondern geht unter der Überschrift »Variant« alternativ weiter. Dies in seiner Zweiheit verstörende Ende und Nicht-Ende, dem die Kleistforschung spätestens seit der Brandenburger Ausgabe sich zu stellen hätte, hat von allem Anfang an, bereits mit dem wie ›Variante‹ klingenden und doch varianten Terminus »Variant«, den Fall des Kruges auch als Fall der Textkritik bestimmt – und die Philologie allenthalben provoziert, gewaltsam Einheit herzustellen, wo keine Einheit ist.
Folgt man statt dessen dem Überlieferungsbefund in seiner sperrigen Materialität: dem Kustos »Va-« (Vorbote des sonst nicht belegten Worts »Variant«) auf einer vorgeblich letzten Seite, der Schlängellinie (anstelle einer regulären Schlußlinie) dreißig Seiten später am Fuß der tatsächlich letzten bedruckten Seite, dem mitten in den letzten Vers geschlagenen »u. s. w.……«, so führen diese Spuren auf ein noch weit radikaler Einheits- und Ganzheitserwartungen des Lesers konterkarierendes journalliterarisches Szenario: »Fragmente aus dem Lustspiel: der zerbrochne Krug« im »Dritte[n] Stück« der seit Januar 1808 von Kleist und Adam Müller herausgegebenen Zeitschrift Phöbus. Im Licht dieser Phöbus-»Fragmente«, die editorisch und interpretatorisch bislang nicht ernst genommen wurden, gewinnt das zwiefache Ende des Zerbrochnen Krugs ein anderes, buchförmige Werkeinheit grundsätzlich in Frage stellendes Ansehen.
Das fünfte Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Andreas Beck: Nicht alles glauben, was geschrieben steht! Wie frühe illustrierte Journale (nicht) über sich Auskunft geben. (ISBN 978-3-86525-683-6 )
Klappentext
Sie möchten wissen, wie frühe illustrierte Journale arbeiten? Die betreffenden Zeitschriften zwischen 1830 und 1860 geben sich auskunftsfreudig: »Was wir wollen« sind die ersten, illustrationslosen Seiten der Illustrirten Zeitung überschrieben; »NOTRE BUT«, so das großbuchstabige Versprechen, offenbart L’Illustration zu Beginn ihres Erscheinens; auch englische Periodika, etwa das Saturday Magazine, sparen nicht an Worten »to explain the character and object of this magazine«. Lesen Sie solche Artikel – aber seien Sie nicht zu sicher, daß deren plakative Selbstbeschreibungen sagen, was Sache ist. Für jene Journale gibt es nämlich etwas zu gewinnen oder zu verlieren: eine Position auf dem Zeitschriftenmarkt – also sagt man explizit schon einmal (oder mehrfach) Dinge, die nicht so gemeint sind.
Lesen Sie illustrierte Journale nicht nur – betrachten Sie sie zugleich als Schrift-Bild-Gefüge und würdigen Sie die verbalvisuelle Syntax dieser Bildmedien als impliziten Kommunikationsweg. Es lohnt sich, den potentiellen Auskunfts- und möglichen Reflexionswert von nebensächlich erscheinenden Textphänomenen zu bedenken: Ein gewollt langweiliges Titelseitenlayout sagt uns, an welche Leserschaft sich das Pfennig-Magazin wirklich richtet; Seitenzahlen, durchscheinender Druck und die Neunziggraddrehung einer Illustration signalisieren, was Bilder dem Magasin Pittoresque tatsächlich bedeuten; und die Komposition einer Titelvignette verrät, wie auch ein symmetrisches Doppelseitenlayout, daß Über Land und Meer sich in Wahrheit weniger der Illustration zuwendet als vielmehr dem Wort verschreibt.
Das vierte Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Nicolas Pethes / Daniela Gretz / Marcus Krause / James Mussell: Media (B)Orders. Between Periodicals and Books. Miscellaneity and Classification in Nineteenth Century Magazines and Literature. (ISBN 978-3-86525-676-8 )
Klappentext
Das Pfennig-Magazin Nr. 4 untersucht die Art und Weise, auf die die miszellanen Inhalte periodischer Publikationen im 19. Jahrhundert geordnet werden. Es präsentiert theoretische Modelle der Aushandlung zwischen zentrifugalen und zentripetalen Elementen von Zeitschriften, peritextuelle Verfahren der Rubrizierung sowie Konsequenzen des Formatwechsels zum Buch. Die vier Beiträge stellen zunächst aktuelle Debatten über die Gleichzeitigkeit von Miszellaneität und Ordnung in Einzelheften, Jahrgangsbänden und Indices vor und präsentieren im Anschluss daran drei Fallstudien zum Wechselverhältnis von Heterogenität und Ordnung in unterschiedlichen Veröffentlichungsformaten: Die Strategien der nachträglichen Systematisierung von Themen und Genres in Karl Gutzkows Unterhaltungen am häuslichen Herd, die Adressierung des Archivs von Zeitschriftenartikeln in Pooles Index to Periodical Literature und Jean Pauls Konzeption des Romans D. Katzenbergers Badereise (1809) als miszellane Anthologie.
Penny Magazine No. 4 focuses on the ways miscellaneous periodical content is subjected to order in the nineteenth century. It discusses theoretical models for negotiating the centrifugal and centripetal elements of periodical publication, the peritextual procedures through which periodicals are classified, and the formatting power of the book. The four contributions address the simultaneity of miscellaneity and order in individual issues, annual volumes, and general indexes of periodicals. After general theoretical reflections about popular German magazines in the second half of the 19th century, they present three case studies in the mutual transformation of order and disorder in a specific periodical context: the first considers Karl Gutzkow’s Unterhaltungen am häuslichen Herd and its categorization of subjects and genres; the second examines Poole’s Index to Periodical Literature, which turned the periodical archive into a repository of content; and the third Jean Paul’s D. Katzenberger’s Journey to the Bath (1809), a novel that is, at the same time, an anthology of miscellaneous articles
Das dritte Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Moritz Döring: Grenzen überschreiten Rezipienten-, Text-, Format- und Variantenwanderungen im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1823. (ISBN 978-3-86525-675-1 )
Klappentext
Hält der stolze Besitzer seinen frisch erworbenen 1823er Band von Amadeus Wendts Taschenbuch zum geselligen Vergnügen in Händen, so erblickt er zuerst die Rückenansicht eines Mannes, der auf einer Fensterbrüstung lehnt. Die Produzenten des Taschenbuchs übertragen offensichtlich das zu dieser Zeit im Fensterbild-Genre gängige Motiv der Abgrenzung von Innen- und Außenwelt auf die Vorderseite des kleinformatigen und entsprechend begrenzten Büchleins. Papierne Schutzumschläge, Ziereinbände, Kupferstiche und eine Vielzahl unterschiedlicher Schriftbeiträge – diese unvollständige Auflistung deutet die vielfältigen Möglichkeiten lediglich an, die den Taschenbuchproduzenten im 19. Jahrhundert zur Verfügung stehen, um die aus der Kalendertradition hervorgegangenen periodischen Büchlein äußerlich und innerlich zu gestalten.
Schlägt der Leser nun das Taschenbuch auf, so trifft er auf ein weiteres typisches Ausstattungselement: den Kupfertitel. Der Nachstich von Raffaels Madonna aux linges entpuppt sich bei genauem Hinsehen jedoch nicht, wie es zunächst scheint, als von der Buchvorderseite unabhängig. Im Gegenteil: der Raffael-Stich weist den Rezipienten darauf hin, dass er mit dem Buchdeckel eine Grenze überschritten hat. Er durchwandert ein noch unbekanntes paratextuelles Dickicht, in dem ihm eine Menge bild- und schriftförmige Texte begegnen, deren Zusammensehen und -lesen ihn in immer vielschichtigere Sinnzusammenhänge verwickeln, bis in Ludwig Tiecks »Die Reisenden« die Grenzen vor seinen Augen zu verschwimmen beginnen…
Das zweite Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Volker Mergenthaler: Garderobenwechsel. »Das Fräulein von Scuderi« in Taschenbuch, Lieferungswerk und Journal (1819-1871). (ISBN 978-3-86525-643-0 )
Klappentext
In gut fünf Jahrzehnten nach seiner ersten Veröffentlichung im Herbst 1819 im Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und Freundschaft gewidmet ist »Das Fräulein von Scuderi« in unterschiedlichen Medienformaten siebzehn weitere Male abgedruckt worden: in einem Unterhaltungsblatt, einem Lieferungswerk, in Erzählanthologien und Werkausgaben und schließlich auch monographisch. Die Forschung zu Hoffmanns Erzählung trägt diesem Sachverhalt kaum Rechnung, verweist gelegentlich noch auf die ersten Abdrucke, bezieht sich aber wie selbstverständlich auf moderne Werkausgaben. »Das Fräulein von Scuderi« gelangt so als gleichsam abstrakter, vom jeweiligen Erscheinungsort und -bild unabhängiger ›Text‹ in den Blick.
Die vorliegende, aus dem Teilprojekt »Optische Auftritte: mise en page in Journal- versus Buchliteratur« der DFG-Forschergruppe 2288 »Journalliteratur« hervorgegangene Studie sucht die zahlreichen Abdrucke des »Fräuleins von Scuderi« hingegen als materiale Objekte ernst zu nehmen. Jede dieser Veröffentlichungen gibt der Erzählung ein spezifisches Gepräge, mit dem sie sich auf dem jeweiligen literarischen Markt in Szene setzt und der zeitgenössischen Rezeption Lektüreangebote macht. »Das Fräulein von Scuderi« setzt sich zu diesem Sachverhalt ins Verhältnis, lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums um auf die Funktionsweisen und semantischen Implikationen der unterschiedlichen Medienformate und schlägt aus den jeweiligen ›Auftritten‹ ungeahntes ästhetisches Kapital.
Das erste Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur« ist erschienen.
Nicola Kaminski / Jens Ruchatz: Journalliteratur – ein Avertissement. (ISBN 978–3–86525–571–6)
Klappentext
Als verstünde sich das von selbst, denken wir Literatur buchförmig und als Schrifttexte. Dabei kam seit Ende des 18. Jahrhunderts ein Großteil der im weiteren wie engeren Sinn literarischen Publikationen in Journalen auf den Markt: Zeitungen, Zeitschriften, literarischen Taschenbüchern und verwandten periodischen Printmedien. Nimmt man die Materialität journal-literarischer Textform sowie die medien-spezifische Distributionsweise ernst, so wird evident, daß die Rezipient/inn/en des 19. Jahrhunderts, selbst wenn der Wortlaut von Schriftbeiträgen oder die visuelle Form von Abbildungen identisch sind, ganz anderes gelesen haben als wir in unseren modernen buchförmigen Neuausgaben. Denn der journalliterarische Text erscheint im medialen Verbund anderer Schrift- und Bildtexte, er präsentiert sich nicht als geschlossenes Kunstwerk, sondern prinzipiell auf Fortsetzung angelegt, womöglich in Lieferungen gebrochen.
Dieses literatur-, medien- und kunstgeschichtliche Forschungsdesiderat im Wortsinn sichtbar zu machen, um von da aus Fragen aufzufächern und ein material-philologisches Erschließungsangebot zu skizzieren, unternimmt das erste Heft des »Pfennig-Magazins zur Journalliteratur«. Flankierend zur buchförmigen Reihe »Journalliteratur«, in der die DFG-Forschergruppe »Journalliteratur: Formatbedingungen, visuelles Design, Rezeptionskulturen« ihre Ergebnisse vorlegen wird, stellen die Hefte des »Pfennig-Magazins« im Format von Brockhaus’ »Pfennig-Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse« (zuerst 1833) Projektideen, Fallstudien und thematisch affine kleinere Publikationen vor.
Das Stylesheet für die Reihe »Pfennig-Magazin zur Journalliteratur« finden sie hier.
Weitere Informationen dazu finden Sie direkt auf der Online-Präsenz des Wehrhahn Verlags.