Journale als/in mediale(n) Konstellationen
Internationale Tagung der DFG-Forschergruppe „Journalliteratur“ (FOR 2288), 25.−27. November 2021 an der Universität zu Köln
Den vollständigen CfP finden Sie hier als PDF.
Seit dem 19. Jahrhundert stellen Zeitungen und vor allem Zeitschriften als Metamedien zentrale Orte für die Diskussion und die Repräsentation medialer Entwicklungen und Konstellationen dar. Zum einen diskursivieren sie Medien und deren Verhältnisse zueinander in ihren Texten, zum anderen reproduzieren sie diese auch, indem sie sie z. B. in Gestalt von Abbildungen, Illustrationen und Reproduktionen intermedial in das eigene Format inkorporieren. Dabei thematisieren Journale nicht nur die Eigenarten der verschiedenen Medien in ihrer Umwelt, sondern reflektieren stets auch ihre eigene Medialität – sei es explizit in Artikeln über das eigene Format und die Journalkultur überhaupt, sei es implizit in ihrem Layout, ihren Text-Bild-Verhältnissen, ihrem graphischem Design. Das Journal weist eine besonders hohe integrative Offenheit gegenüber anderen Medien auf und scheint daher in besonderem Maße dazu geeignet, verschiedene Medienkonstellationen und ihre evolutiven Veränderungen beobachtbar zu machen.
Die Medialität des Journals wird derart beständig neu ausgehandelt und steht im steten Austauschprozess mit seiner medialen Umwelt. Dies wird dann besonders deutlich, wenn sich diese Umwelt durch den Aufstieg neuer Massenmedien massiv verändert. Dies gilt bereits im 19. Jahrhundert für die Umgestaltungen, welche durch die Telegrafie und die Fotografie hervorgerufen werden, in noch stärkerem Maße aber für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, da sich das Journal in diesem Zeitraum mit der Kinematografie und dem Radio Medienformaten gegenübersieht, deren Darstellungsoptionen und Distributionswege (im Gegensatz zu Bildern und Nachrichten) in keiner direkten Weise mehr auf der gedruckten Seite Platz finden können. Das Aufkommen des Fernsehens als konkurrierendem, mit der Außenzeit wie das Journal seriell verknüpftem Medium übernimmt den Platz des wichtigsten visuellen Nachrichtenkanals. Zugleich eröffnet das Fernsehen der Zeitschrift, wie zuvor Radio und Film, neue Genres, in denen Informationen zu diesen Medien organisiert und verbreitet werden. Das Journal unterhält mithin vielfältige Beziehungen zu diesen Medien, die sich stets auch mit der Frage von deren Darstellbarkeit im Medienformat des Journals auseinandersetzen. Solche Medienbeziehungen schlagen sich thematisch nieder und führen zu einer Ausdifferenzierung des Zeitschriftenmarkts und der Etablierung von Magazinen, die sich auf die Beobachtung anderer Massenmedien spezialisieren. Darüber hinaus beeinflussen diese Beziehungen in Gestalt von Remediatisierungsprozessen oder auch der Transkription von beispielsweise Montage- oder Serialisierungsverfahren maßgeblich die Ästhetik des Journals. An der Wende zum 21. Jahrhundert gerät die Medialität des Journals durch die Digitalisierung unter Veränderungsdruck, weil die materiellen Bestimmungsstücke nicht nur, aber auch für die Zeitschrift in Frage gestellt werden. Wenn Journale als digitale Ausgaben auftreten, wenn sie ihre Periodizität durch die Kombination mit Online-Angeboten steigern können, wenn alte Journale durch Digitalisierung in ihrem kompletten Verlauf digital greifbar gemacht werden, dann gilt es zu fragen, wie unter den Bedingungen dieser Transformation sich das Journal überhaupt noch als Medium fassen lässt.
Die Tagung interessiert sich weniger für die Konkurrenzverhältnisse zwischen den Medien, wie sie in medien- und kulturkritischen Diskursen immer wieder beschworen werden, als vielmehr für die Produktivkräfte, die sich in verschiedenen historischen Konstellationen zwischen dem Journal und anderen Verbreitungsmedien beschreiben lassen. Vor diesem Hintergrund wird grundsätzlich zu fragen sein, ob sich solche Konstellationen mit der Entstehung der verschiedenen Massenmedien (wie Film, Radio, Fernsehen) einerseits und digitalen Medien andererseits identifizieren und zu sinnvoll voneinander abgrenzbaren Epochen formieren lassen. Hiervon ausgehend lassen sich vier weitergehende Komplexe von systematischen Fragestellungen ausmachen, welche 1. die Medialität des Journals in sich verändernden materialen Kontexten, 2. Journale als mediale Konstellationen, 3. das Journal in medialen Konstellationen sowie 4. Verfahren der medialen Konstellierung behandeln. Diese Felder überschneiden sich vielfach, wenn beispielsweise die Affirmation der Journalmedialität durch Kontrastierung zu anderen Medien formiert wird oder Zeitschriften – z.B. im Falle von Filmzeitschriften oder Fernsehmagazinen – als mediale Konstellationen auftreten müssen, um in mediale Konstellationen eintreten zu können.
Einreichungen
Zur Tagung sind für eine Länge von 30 Minuten konzipierte Vorträge eingeladen. Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch, wobei empfohlen wird auf Englisch zu präsentieren, um die internationalen TeilnehmerInnen nicht von den Diskussionen auszuschließen. Reise- und Übernachtungskosten werden von der veranstaltenden Forschergruppe übernommen.
Zur Bewerbung bitten wir entsprechende Abstracts (im Umfang von maximal 500 Wörtern) und einen kurzen Lebenslauf (maximal 150 Wörter), die bis zum 15.03.2021 an media-constellations@uni-marburg.de eingesandt werden sollen.
Die Tagung wird organisiert von den Teilprojekten 1 (Daniela Gretz, Marcus Krause und Nicolas Pethes) und 5 (Alice Morin und Jens Ruchatz).
Die Tagung soll in Präsenz oder als hybride Veranstaltung durchgeführt werden. Angesichts der COVID-Pandemie lassen sich nach aktuellem Stand noch keine definitiven Aussagen zur letztlich realisierbaren Veranstaltungsform tätigen.
Rückfragen bitte an: media-constellations@uni-marburg.de
Website der Forschergruppe: www.rub.de/journalliteratur
Weitere Ansprechpartner sind Sandra Socha (Koordination Marburg und Köln) und Sebastian Mittelberg (Koordination Bochum).
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